Zeit, über Zivilcourage zu sprechen
Liebe Freund*innen des CSD,
auch in diesem Jahr können wir einen CSD in Dresden feiern. Möglich gemacht haben das unter anderem mutige queere Menschen, die sich Ende der 60er Jahre gegen die brutalen Übergriffe und Misshandlungen der New Yorker Polizei in tagelangen Straßenkämpfen wehrten. Mit jedem CSD setzen wir der Zivilcourage, mit der sich die queere Gemeinschaft aus der Unterdrückung befreite, ein lebendiges Denkmal.
Wie in den Sechzigern braucht es dieser Tage wieder Zivilcourage. Sie scheint mehr denn je gefragt. Es geht dabei nicht um den Mut der Vergangenheit. Es würde schon reichen, den eigenen Überzeugungen treu zu bleiben. Doch offenbar reicht es bei vielen Managern und politischen Entscheidungsträgern in den USA und in Europa noch nicht einmal dazu. Wie die Schoßhunde scharen sich die reichsten Männer der westlichen Welt um Trump und folgen seinen faschistoiden Ausfällen. Gleichstellungs- und Diversity-Programme diesseits und jenseits des Atlantiks wandern mitsamt den Werten, die sie verkörperten, auf den Müllhaufen der Geschichte. Money makes the world go round – so primitiv und verlogen hatten wir uns das nicht vorgestellt.
Welches Glück also, dass wir auch 2025 den CSD in Dresden feiern können. Denn die Entwicklungen in den USA, in der Türkei, in Ungarn, in Serbien oder in Georgien sollten uns ins Gedächtnis rufen: Das ist keine Selbstverständlichkeit. Die Zahl jener, die die Stimme der queeren Bewegung auch in Deutschland ersticken wollen, wächst – im Deutschen Bundestag, im Sächsischen Landtag und auf den Straßen. Und es geht nicht nur gegen die queere Gemeinschaft. Auch der neue Faschismus hat die Minderheiten auf dem Kieker. Wir sind gut beraten zusammenzuhalten. Zivilcourage und Zusammenhalt hat es bedurft, um den CSD zu erkämpfen. Den Mut jener Tage brauchen wir nun, um ihn zu verteidigen. Im ländlichen Raum in Sachsen hat dieser Kampf längst begonnen. Und dabei erleben wir queere Menschen in Sachsen, die allein mehr Zivilcourage besitzen als alle Manager aus Trumps Gefolge zusammen. Es gibt Hoffnung.
Happy Pride.
Gerhard Ehninger/Eva Sturm